GEORG UND DAS KANALLOCH oder 330 € für Bullterrier-Dummfug

Also. Pass auf.

Wir gehen ja manchmal auf diese „Null-Bock-Runde“. So heißt die nicht offiziell, aber das ist der Spirit: Eine Stunde geradeaus, als wär man auf ’ner mentalen Autobahn ohne Rastplatz.

Kein Berg, kein Abenteuer, keine Überraschung. Einfach gehen, atmen und hoffen, dass keiner was Dummes macht.

Und dann ist da Georg, mein Miniatur-Bullterrier-Bub. Wunderschön gebaut, muskulös, wie aus dem Bilderbuch. Ein Traum von einem Bulli, nur geistig eher… Durchzug.

Ich weiß ja, dass er Kanallöcher liebt.

Also so richtig liebt. So wie manche Leute TikTok oder Autoscooter-Kirmesfahrten lieben:

Übertrieben. Unangemessen. Besorgniserregend.

Da ist also dieses eine Loch. Sein Loch.

Seine maßgeschneiderte Scheiß-Ichmussdarein-Höhle. Und weil ich nicht komplett doof bin, pfeif ich 150 Meter vorher.

So richtig motiviert: „GEORG! Komm!“

Und er so: „Ja, Mama!!!“

Rennt an wie bei diesen Hundevideos, wo Zeitlupe und Coldplay läuft.

Ich schon:

„JA MANN!

Ich bin DIE Rudelführerin.

Ich hab’s geschafft.

Bindung. Vertrauen. Respekt.“

Ich wollte ihm gerade den Snack ins Maul schieben und hatte den Karabiner der Leine schon im Anschlag.

Da dreht das Arschloch um. Einfach so.

Wie so’n schlecht programmierter Staubsaugerroboter: BEEP.....NEUE ROUTE

Und zipp....weg.

Rein ins Loch. Wie ein Pokémon, das Flucht gewählt hat.

Ich: „Nicht dein scheiss Ernst.“

Tessa hinterher, kurz reinschauen, wieder raus.

Tessa komplett der Typ: „Ich war kurz gucken. Hat nach Verwesung und Schimmel gerochen. Nee danke.“ Angeleint, sicher.

Smudo?

Smudo komplett Alarmstufe Rot. Da ist 'ne Ratte im Loch. Ganz bestimmt. Und eigentlich hat er ja Recht. Da ist ne richtig fette Ratte. Eine ganz dumme, fette Ratte.

Ich ruf. Ich lock. Ich pfeif. Nix. Georg kommt nicht.

Ich renn da zum Loch wie so ’n Actionheld. Springe in den Graben. Rutsch. Schlitter. Matsch-Wellness. Ich sah aus wie ein Wildschwein mit Steuerklasse 2.

Ich leuchte mit dem Handy rein.

Da sitzt er.

Ganz unten im Dunkeln.

Wie so ein Troll aus „Herr der Ringe“, der vergessen hat, was er wollte.

Schaut mich an.

So richtig vorwurfsvoll:

„Warum stehst du da??? Hilfst du, oder was??“

Ich schwöre, ich war irgendwo zwischen Mitleid und Mordlust.

Er fiept, er jammert ...

Also pack ich Tessa und Smudo ins Auto, fahr zurück ins Dorf, denk: Vielleicht ist der Tiefbauer aus dem Dorf da, der hat doch auch mal seinen Hund aus so 'nem Loch geholt. Kompetenter geht nicht. Aber der war nicht da. Natürlich nicht. Wenn man ihn mal braucht, hat der Mann Freizeit.

Also ich ruf den Nachbarn an, Feuerwehrmensch, der kommt auch ganz schnell gefahren. Wir zwei stehen dann da wie die Expertenbrigade, suchen einen verdammten Gullideckel neben dem Kanalloch, von dem ich weiß, dass er existiert, weil meine drei Pfeifen da immer sehr bedeutungsvoll rumschnüffeln.

Aber natürlich ist der Deckel komplett mit Dreck, Moos und botanischem Chaos überwuchert. Und wenn du in Panik bist, weil dein Bullikind im Kanalsystem Hogwarts spielt, dann findest du halt gar nix. Wir standen da wie zwei Trüffelschweine ohne Trüffelkompetenz.

Also Feuerwehr rufen.

Und dann kam sie. Die große Kavallerie.

Ein Feuerwehr-LKW, ein Einsatzwagen, 13 Mann.

Alle steigen aus wie in Zeitlupe, Rettung in Rot, Helm sitzt, Haltung stramm. Sie gucken ins Loch, leuchten rein und sehen ihn da unten.

Georg.

Wie er da sitzt. Mit seinem : „Hallo. Ich hab ’ne Idee gehabt.“-Gesicht.

Die Jungs waren auf Zack, haben den Gullideckel in wenigen Minuten gefunden und ausgegraben, als hätten sie den vorher schon in der Tagesordnung gehabt.

Und da passiert’s:

Sie blicken runter. Georg guckt hoch. Durch das Gitter des Gullideckels.

Bullterrier vs. Männer vom Notruf.

Einer pfeift leise durch die Zähne.

Deckel ab.

Ganz kurz diese spürbare Stille.

Weil klar, da unten sitzt ein Bulli.

Und niemand möchte der sein, der später in der Zeitung steht: „Feuerwehrmann verliert Hand an Kanalhund.“

Ich sag:

„Keine Sorge. Der tut nix."

Und denke so: Der ist nur… ja… ein bisschen dumm.

Einer atmet tief durch, beugt sich runter, packt beherzt zu, zack, holt Georg am Geschirr hoch wie einen zu klein geratenen Schlamm-Ork.

Kaum draußen, rennt er rum wie ein Eichhörnchen auf Speed. Einfach. Wieder. Richtung. Loch.

Ich hab ihn noch am Halsband gefangen wie so ein Cowboy beim Rinderfang.

Wenn ich 0,2 Sekunden langsamer gewesen wäre, wäre das Ganze Teil 2 geworden.

Mit Pressebericht.

Ich sag noch zum Feuerwehrmann:

„Lass das Loch offen. Ich brauch da Abo-System.“

Rechnung: 330,60 Euro.

Für „Bullterrier entscheidet sich spontan für Höhlenforschung.“

Danach war Schleppleine angesagt.

Sehr lange. Sehr, sehr lange.

Und das, meine Freunde, ist der Grund warum du für einen Bullterrier ein dickes Konto brauchst. Nicht, weil sie besondere Leinen, Betten oder Futter brauchen.

Sondern weil sie IDEEN HABEN!

Und das ist immer schlecht!

************************************

Taschengeldkasse für Tessa, Smudo & Georg

Wenn du uns unterstützen möchtest (für Kekse, Hundetrainer & spontane Kanalrettungen):

PayPal: taschengeld_tessa_smudo_georg@gmx.de (wenn jeder, der darüber herzlich lachen konnte, nur 1 Euro schickt, wäre die Rechnung schnell bezahlt und dann könnte ich auch lachen) 😉

Wir bedanken uns im Voraus im Namen des Feldhamster-Forschungsvereins Georg e.V. 😂

Georg. Da holen sie den Simpel raus. 😂