BULLTERRIERWOHL
- info774587
- 6. Nov.
- 1 Min. Lesezeit
Aktualisiert: vor 7 Tagen

Ich dachte ja lange, Hunde wären einfache Geschöpfe. Fressen, schlafen, schnüffeln, bellen und zwischendurch mal so tun, als würden sie zuhören.
Dann kam Georg.
Georg hat ein ungewöhnliches Hobby: Er sammelt Dinge. Nicht etwa Stöckchen, wie normale Hunde.
Nein, Georg bevorzugt gebrauchte Alltagsgegenstände mit Charakter.
Schuhe. Schmutzige Wäsche.
Kurz: alles, was mal warm war und intensiv
nach Mensch riecht oder in seinem Fall vermutlich nach Mutti.
Heute also wieder.
Ich komme ins Zimmer, und da liegt er.
Mitten in einem Haufen aus Bett, Decke, Klamotten und, natürlich, mindestens zwei Schuhen, die ich heute Morgen noch suchte.
Georg liegt auf dem Rücken, alle vier Pfoten in der Luft, der Kopf elegant auf einem Sneaker drapiert wie auf einem ergonomischen Kopfkissen der Luxusklasse.
Ein Anblick irgendwo zwischen Yoga-Retreat für Fortgeschrittene und Endstadium gemütlich.
Ringsherum: ein Strickpulli, ein Stück Bettdecke, ein paar Relikte aus dem Wäschekorb.
Das Ganze wirkt wie ein liebevoll kuratiertes Stillleben.
Titel: Der Hund, der sich eingerichtet hat.
Ich schaue ihn an.
Er schaut nicht zurück.
Er schläft.
Mit dieser unverschämten Ruhe, die nur Lebewesen haben, die keine Miete zahlen.
Und während ich so dastehe, denke ich:
Vielleicht ist das gar kein Chaos.
Vielleicht ist das Georgs Philosophie.
Vielleicht hat er einfach verstanden, dass Glück nicht in Ordnung liegt, sondern darin, sich mitten im Durcheinander pudelwohl zu fühlen.
Oder in seinem Fall: bullterrierwohl.
Ich würde ja vielleicht ein bissl schimpfen.
Aber da liegt er, schnarcht leicht, und ich weiß:
Wenn Zufriedenheit ein Geräusch hätte, dann dieses.



Wunderschön geschrieben. Sie zeigen uns, dass wir ab und zu auch einmal etwas anders betrachten müssen.